Ausbildung

Viel zu wenig wird berücksichtigt, dass alle Setter ihrem Naturell nach Jagdhunde sind. Und wenn der süße Schmusewelpe nicht bezeiten das Lernen lernt, angepasst an seine Reife, dann erlebt sein Besitzer manche böse Überraschung, weil ihm der heranwachsende Hund "aus der Hand geht".

Hunde besitzen ein ausgeprägtes Gedächtnis, speichern ihre Erfahrungen, erinnern sich an positive als auch an negative Erlebnisse und lernen deshalb leicht, willig, gern und freudig - wenn wir die richtigen Lehrer sind.

 

Dazu haben wir als Verständigungsmittel:

  1. unsere Stimme
  2. unsere Körpersprache, verschiedene Gesten.

Zu 1. Die Stimme setzen wir ein als Hörzeichen z.B. beim Herein-Rufen, bei Lob -

            wird leider oft vergessen oder im falschen Moment ausgesprochen - und

            Tadel. Die Stimme wird mit einer Pfeife unterstützt.

Zu 2. Bei der Körpersprache dienen unsere Hände als Dolmetscher, sowie auch

            unser ganzer Körper.

Sicht-Zeichen wird der Wink mit Arm oder Hand genannt, weil diese Art der Einwirkung vom Hund optisch wahrgenommen wird.

Hör- und Sicht-Zeichen können kombiniert werden, z.B. Hund wird herein gepfiffen und mit einem seitlichen Armwink unterstützt.

An der Körperhaltung kann der Hund ablesen wie sein Mensch drauf ist.

  • Aggressiv: aufrechter Oberkörper, direkt zum Hund gewandt, leicht vorgebeugte Schultern, oft Hände in der Hüfte abgestützt, direkter Augenkontakt.
  • Entspannt: leicht seitlich abgedrehter Oberkörper, die Arme entspannt am Körper, Augen leicht abgewandt.
Kasper beim Apportieren
Kasper beim Apportieren

Die Ausbildung des neuen Familienmitgliedes beginnt am besten gleich nach seinem Einzug.

 

Meine Erfahrung hat mir gezeigt "je früher um so schneller" und auch leichter lernt der Hund.

Bei jeder Gelegenheit kommt das

  • "Sitz", mit Unterstützung: mit der Hand schieben wir den Hund hinten  herunter. Mit dem erhobenen Zeigefinger das Sicht-Zeichen dazu.
  • "Platz" beide Vorderläufe leicht nach vorne ziehen und den Hund in die Platz-Position legen.  Die ausgestreckte Hand zeigt mit der Handfläche nach unten.

So lernt der Hund schnell seine ersten Kommandos und das sehr spielerisch.

Und wie heißt es "Steter Tropfen höhlt den Stein".

 

Meine Welpen nahmen auch immer gleich am ersten Spaziergang teil.

Halsband und Leine, noch etwas ungewohnt, an und los geht's. Am Anfang folgen sie noch ihrem Rudel um ja nicht den Anschluss zu verpassen und diese Bindung muß man auch konsequent nutzen. Bei jeder Gelegenheit ruf man den Welpen zu sich und lobt ihn für sein Kommen. Für den Welpen sollte es immer ein positives Erlebnis sein zu seinem Besitzer zu kommen.

Gleichzeitig beginne ich mit der jagdlichen Ausbildung.  Spielerischer Apport, Vorstehen mit der Reizangel, dann das erste Vorstehen an der langen Leine.

 

Und nicht zu vergessen: der Schuss

Zuerst in einer weiteren Entfernung, am besten wenn der Hund gerade etwas unterwegs ist und spielt. Sobald der Schuss gefallen ist verhält man sich ganz neutral und zeigt ihm damit, dass dies nichts besonderes war. Wenn der Hund keinerlei Reaktion zeigt, kann man ihn nach einiger Zeit herrufen und ihn ausgiebig loben. Nach und nach verringert man die Entfernung der Schussabgabe.

     

Dann geht es über in die Grundausbildung:

  • Sitz und Bleib
  • Kommen auf Entfernung (auf Ruf, Pfiff und/oder Sicht-Zeichen)
  • die Downabrichtung (auf Ruf, Triller und/oder Armheben). Dies ist das allerwichtigste Gehorsamsfach. Ist der Hund darin fit ist er immer "in der Hand".
  • Apportieren (Dulden-Halten-Tragen, auf Entfernung apportieren)
Kasper beim Vorstehen
Kasper beim Vorstehen

Nach der Grundausbildung geht es nahtlos weiter:

  • Suche
  • Vorstehen
  • Apportieren von Wild (Ente, Kanin und Fuchs)
  • Schleppenarbeit (Federwild und Haarwild)
  • Wasserarbeit (Apportieren mit Schuss, Stöbern)

So baut eine Ausbildungschritt auf dem anderen auf. Im Winter und zeitigen Frühjahr  arbeiten wir auf die Frühjahrsprüfungen hin und anschließend auf die Herbstprüfung.

... beim Stöbern
... beim Stöbern
... Suche nach Ente
... Suche nach Ente
... mit Ente
... mit Ente

Noch ein letztes zur Ausbildung:

  • immer mit Ruhe und Bedacht
  • nie unter Zeitdruck
  • immer mit einem positiven Ergebnis die Übungseinheit beenden
  • lieber 3-4 mal 10-15 Min. arbeiten, als 1 Stunde am Stück
  • wenn Ihr Hund Sie auf die Palme bringt, lassen Sie Ihre Wut nie  an Ihrem Hund aus, sondern legen Sie Ihren Hund im Auto oder abseits von Ihnen ab. Gehen Sie ein paar Schritte bis Ihre Wut sich gelegt hat.
  • nichts ist kontraproduktiver als Ihren Frust am Hund auszulassen. Sie machen sich die Arbeit von Wochen  und das Vertrauen von Ihrem Hund zunichte, dass Sie mühevoll wieder aufbauen müssen.

 

Ich arbeite seit über 30 Jahren mit roten Settern. Im Verein f. Pointer & Setter, LG Bayern, habe ich 15 Jahre lang Hundeführerkurse für Jagdhunde abgehalten. Diese Kurse fanden unter der Federführung von Frau Gabriele Diersch (der ich meine ganzes Wissen verdanke und von ihr immer noch lerne), statt.

 

Eins habe ich dabei gelernt:

 

Nicht der Hund ist das Problem, sondern der, der hinten an der Leine hängt, der Mensch!